ITAS-Impuls Policy Lab: Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie in Südwestsachsen
Den mittelständischen Unternehmen der Automobilindustrie Südwestsachsens fehlt oftmals der Zugang zu Forschung und Entwicklung und damit zu wichtigen Innovationen. Das ist ein Ergebnis einer gemeinsamen Veranstaltung von IHK Chemnitz mit dem ITAS-Netzwerk und der Wirtschaftsförderung Sachsen.
Demnach kommen Forschungsergebnisse nicht bei den Unternehmen an, sondern verbleiben in Universitäten/Hochschulen. Zudem haben die meisten KMU keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, „tüfteln“ selbst, gehen nicht auf Forschungseinrichtungen zu. Die Teilnehmer waren sich einig, dass sich die regionalen Zulieferer und Dienstleister besser vernetzen müssen. Unter anderem sollten Technologienetzwerke aufgebaut sowie Kooperationsplattformen installiert werden.
In einem Workshop wurden beim Policy Lab gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen der Region konkrete Unterstützungsmöglichkeiten für die Unternehmen diskutiert. Als Arbeitshilfe für die Wirtschaftsförderungsakteure sollten gemeinsame Entwicklungspotenziale für die vom Wandel in der Automobilindustrie betroffenen Unternehmen erarbeitet werden.
In der gemeinsamen Diskussion wurden folgende Kernpunkte angesprochen:
- Mittelständler sind Innovationstreiber, haben aber oft keinen strategischen Ansatz, sondern sind noch OEM-getrieben (OEM: Original Equipment Manufacturer, also Automobilhersteller)
- Planungssicherheit ist enorm wichtig
- Forschungsergebnisse kommen nicht bei den Unternehmen an, sondern verbleiben in Universitäten/Hochschulen
- Die meisten KMU haben keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, „tüfteln“ selbst, gehen nicht auf Forschungseinrichtungen zu
- Unternehmen schöpfen öffentliche Mittel für Forschung und Entwicklung nicht aus
- Für ost- und südosteuropäische Arbeitskräfte ist die Region nicht mehr so attraktiv, Grund: verbesserte Lebensbedingungen in der Heimatregion
Als mögliche Ansatzpunkte wurden in der Veranstaltung herausgearbeitet:
- Es gilt, eine noch bessere Vernetzung der regionalen Zulieferer und Dienstleister zu organisieren und Innovations- bzw. Technologienetzwerke aufzubauen
- Kooperations-/Austauschplattformen sollten installiert werden
- Fertigungsdienstleister sollten zu Spezialisten werden, um auch in anderen Branchen (z. B. Medizintechnik) erfolgreich zu sein
- Zusammenschlüsse fördern, um im Idealfall Unternehmenszentralen (Headquarters) mit Forschung und Entwicklung in der Region zu haben
- Mehr Künstliche Intelligenz einsetzen, da künftig weniger Personal vorhanden sein wird und um Prozesse effektiver zu gestalten
- In der Region perspektivisch Kompetenzen für ein „Circular Valley“ (Zentrum der Kreislaufwirtschaft) aufbauen
Weitere wichtige Ergebnisse einer Analyse der Wertschöpfungsketten der Automobilwirtschaft und deren Zulieferunternehmen in Südwestsachsen, die bei der Veranstaltung vorgestellt wurden, sind (Prozentangaben: Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten):
- Fast alle Wertschöpfungsketten in der ITAS-Region haben sich positiv entwickelt.
- Die Automotive-Wertschöpfungskette ist die stärkste in der ITAS-Region: 25 % (+3 %)
- Die Wertschöpfungskette Mobilität und Logistik entwickelt sich durchweg positiv: 16 % (+12 %)
- Wissenschaftsintensive Dienstleistungen wachsen stark: 15 % (+10 %)
- Maschinenbau wächst schwach: 14 % (+2 %)
- Informations- und Kommunikationstechnik entwickelt sich positiv: 5 % (+18 %)
- Bereich Ressourcen und Recycling hat noch wenig Beschäftigte, aber eine positive Dynamik: 5 % (+10 %)
- Verfügbare Einkommen sind deutlich gestiegen, sind auf dem Niveau vergleichbarer westdeutscher Standorte (ITAS-Region: 22.282 € – im Vergleich Leverkusen: 23.028 €, Wuppertal: 22.128 €)
- Gewerbesteuern sind auf ein gutes Niveau gestiegen (ITAS-Region: 448,8 € Gewerbesteuereinnahmen je Einwohner, abzüglich Umlage)
- Mehrheit der Unternehmen befasst sich noch nicht mit Transformation (54 %)
- Batterierecycling und -technologie sowie additive Fertigung (Ersatzteilproduktion vor Ort, Transporte entfallen, bessere CO2-Bilanz) sind wichtige Zukunftsthemen
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass sowohl die Analyse der IHK Chemnitz, als auch die anschließende Diskussion wertvolle Impulse gegeben haben. Um diese zu konkretisieren sind weitere Veranstaltungen geplant.